Prothetik

Zahnärztliche Prothetik ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich schwerpunktmäßig mit der oralen Rehabilitation bei fehlenden Zähnen und bei umfangreichem Verlust von Kiefer- und Gesichtsteilen befasst.

Prothetik Sie umfasst alle damit zusammenhängenden biologischen, funktionellen, psychosozialen, materialkundlichen und technologischen Aspekte.

Die Prothetik schließt dabei – in enger interdisziplinärer Kooperation mit anderen medizinischen und zahnmedizinischen Fachbereichen – eine langfristige Betreuung ein. Neben dem Erhalt oraler Strukturen und der Verbesserung der Lebensqualität ist dabei auch der Nutzen für den Gesamtorganismus zu beachten.

Systematik und Unterscheidungsmerkmale

Zahnersatz wird in verschiedene Klassen eingeteilt:

  • Festsitzender Zahnersatz umfasst Kronen, Teilkronen und Brücken.
  • Bei Herausnehmbarem Zahnersatz wird zwischen totalen Prothesen und Teilprothesen unterschieden, die wiederum in mehrere Untergruppen eingeteilt werden. Hierbei kann man entweder die Ausführung oder den Umfang der Teilprothese als Kriterium heranziehen.
  • Kombinierter Zahnersatz besteht aus einem fest einzementierten Teil und einem herausnehmbaren Teil.

Festsitzender Zahnersatz

Festsitzender Zahnersatz wird an vorhandenen Zähnen befestigt, die dann zusätzlich auch die Kaukräfte des Ersatzes mittragen. Faustregel: jeder Zahn kann den Kaudruck eines weiteren Zahnes aufnehmen. Für zwei zu ersetzende Zähne sollten also auch zwei Pfeilerzähne zur Verfügung stehen. Die Verwendbarkeit von Pfeilerzähnen als Brückananker hängt von der Pfeilerwertigkeit ab.

Festsitzender Zahnersatz kommt der natürlichen Situation am nächsten und ist daher – anders als herausnehmbarer Zahnersatz – in der Lage, die normale Kau- und Sprechfunktion nahezu vollständig wieder herzustellen.

Brücken und Kronen haben nur eine begrenzte Verweildauer im Mund – im Durchschnitt ca. 10 bis 15 Jahre. Da zeitlebens das Zahnfleisch dazu neigt, sich zurückzubilden (siehe Parodontitis) ist der Hauptgrund für die Insuffizienz einer Krone oder Brücke darin begründet, dass der dann freiliegende Zahnhals als Prädilektionsstelle der Karies wieder zugänglich wird. Auch Zahnlockerungen durch Überbelastung können (insbesondere im Oberkiefer) zum Verlust festsitzenden Zahnersatzes führen. Ebenfalls ist die Vorschädigung der Pfeilerzähne vor der Überkronung von Bedeutung.

Herausnehmbarer Zahnersatz

Teilprothesen

Unterscheidung nach der Ausführung

Eine Teilprothese (partielle Prothese (lat.: pars Teil)) kann in unterschiedlichen Ausführungen hergestellt werden. Die einfachste Ausführung besteht aus einer Kunststoffbasis, den zu ersetzenden Zähnen und gebogenen Halte- und Stützelementen. Das sind die sogenannten Klammern als Halteelemente und bestenfalls zusätzliche Auflagedorne als Stützelemente, die ein Absinken der Prothese verhindern sollen. Die Prothese kann nötigenfalls durch einen eingearbeiteten Draht oder Bügel verstärkt werden. Eine so konstruierte Teilprothese gilt in Deutschland als Interimsprothese (Übergangsprothese, um z. B. einige Wochen die Wundabheilung abzuwarten) und nicht als Dauerlösung, weil sie sowohl die verbliebenen natürlichen Zähne als auch das Zahnfleisch und den darunterliegenden Knochen schädigen kann: mechanische Atrophie.

Bei einer Modellguss-Teilprothese wird auf einem Kiefermodell zunächst ein Metallgerüst mitsamt den Halte- und Stützelementen in einem Guss hergestellt. Durch dieses Verfahren ist eine enorme Passgenauigkeit und hohe Stabilität gewährleistet. Als Legierung wird in aller Regel Chrom-Cobalt-Molybdän eingesetzt – in den letzten Jahren aber auch zunehmend reines Titan, da dieses besonders gewebeverträglich ist. Auf dieser Basis werden dann Kunststoff und Zähne aufgebaut. Es ist wichtig, dass eine Modellgussprothese parodontienfrei gestaltet wird, das heißt, wo immer möglich sollte ein Abstand von mehreren Millimetern zwischen den natürlichen Zähnen und der Prothese eingehalten werden, um „Schmutzecken“ zu vermeiden. Insgesamt ist eine solche Modellguss-Teilprothese länger haltbar als die oben beschriebene einfache Teilprothese und vor allem durch die bessere Passgenauigkeit und Abstützung auch als Dauer-Zahnersatz möglich. Ein langfristiger Erfolg ist aber auch bei dieser Ausführung nur durch eine regelmäßige und intensive Zahn- und Prothesenpflege gewährleistet.

Einteilung nach dem Umfang

Teilprothesen lassen sich zusätzlich auch nach der Lage der ersetzten Zähne klassifizieren:

Eine Schaltprothese schließt eine Zahnlücke. Das heißt, vor (mesial) und hinter (distal) den fehlenden Zähnen sind natürliche Zähne vorhanden.

Eine Freiendprotheseendet mit einem Prothesensattel, der nach hinten (distal) nicht durch einen natürlichen Zahn begrenzt wird. 

Totalprothesen

Sind in einem Kiefer alle Zähne verloren gegangen, so ist, lässt man die Implantologie außer Acht, die einzige Lösung eine Totalprothese. Diese findet durch Unterdruck und Adhäsion ihren Halt am Kiefer. Hierzu wird der Prothesenrand mit Hilfe einer Funktionsabformung besonders angepasst und gestaltet. Obwohl man vermuten könnte, dass es wegen der Schwerkraft schwieriger wäre, einer Oberkieferprothese ausreichenden Halt zu geben, ist das Gegenteil der Fall. Der Halt einer korrekt angefertigten oberen Totalprothese ist meist gut, der Halt auch einer korrekt angefertigten unteren Totalprothese ist oftmals unbefriedigend. Dies ist durch die kleinere Auflagefläche und die enorme Beweglichkeit der Zunge bedingt. Die Anwendung von Saugnäpfen in der Oberkieferprothese ist ein historisches Verfahren, das wegen seiner Risiken (Beschädigung des Gaumendachs) heute nicht mehr angewendet wird. Aus Stabilitätsgründen werden totale Prothesen manchmal mit einer Metalleinlage verstärkt.

Kombinierter Zahnersatz

In diesem Abschnitt wird nicht zwischen Kronen auf natürlichen Zähnen oder auf Zahnimplantaten unterschieden, weil beide in der Konstruktion sehr ähnliche Funktionen erfüllen.

Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, besteht kombinierter Zahnersatz aus einem festsitzenden und einem herausnehmbaren Teil. Der festsitzende Teil kann aus Kronen – eventuell auch als Teil einer Brücke, Teleskop- und/oder Konuskronen, Stegen oder Geschieben bzw. (nur noch selten) Gelenken bestehen. An dieser festsitzenden Konstruktion findet passgenau eine Teilprothese ihren Halt. copyright

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